Lunch Talk vom 13.2.25: Kaffee im Klimastress – Wie Extremwetter die Bohne zur Rarität macht
- Inspyre
- 14. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. März
Im sogenannten Kaffeegürtel, der sich rund um den Äquator zwischen dem 25. Breitengrad nördlicher und südlicher Breite spannt, herrschen ganzjährig stabile Temperaturen, gleichmässige Niederschläge und ein ausgewogenes Klima – allesamt Bedingungen, die die empfindliche Kaffeepflanze zum Gedeihen braucht. Doch was passiert, wenn dieses Gleichgewicht ins Wanken gerät?

Ein Blick nach Brasilien, dem mit Abstand grössten Kaffeeproduzenten der Welt, offenbart, wie verletzlich dieses System ist. Die vergangenen Jahre waren von einer Häufung klimatischer Extremereignisse geprägt – mit weitreichenden Folgen für die weltweite Kaffeeversorgung.

Im Jahr 2022 sorgte ein ungewöhnlich starker Frost in Brasilien für erhebliche Ernteausfälle. Zwar überstanden die widerstandsfähigen Pflanzen das Ereignis selbst, doch der Markt reagierte prompt: Der langjährige Durchschnittspreis für ein Pfund Rohkaffee – rund 1.50 US-Dollar – schnellte in der Folge auf über 2.50 US-Dollar.

Als sich im darauffolgenden Jahr herausstellte, dass die Pflanzen langfristig unversehrt geblieben waren, sank der Preis wieder auf das gewohnte Niveau. Doch dieser Moment der Entspannung war nur von kurzer Dauer. Bereits im Sommer 2024 traf eine aussergewöhnliche Dürre dieselbe Region – diesmal mit deutlich gravierenderen Folgen: Ein erheblicher Teil der Kaffeepflanzen wurde dauerhaft geschädigt oder vernichtet.

Die Konsequenzen zeigen sich seither in einem kontinuierlichen Preisanstieg, der mittlerweile die Marke von 3.30 US-Dollar pro Pfund überschritten hat – mehr als das Doppelte des historischen Durchschnitts. Anders als 2022 ist diesmal nicht nur die aktuelle Ernte betroffen, sondern die Produktionsbasis selbst – eine Entwicklung, die mittel- bis langfristige Auswirkungen auf das globale Angebot haben dürfte.

Diese Dynamik verdeutlicht auf drastische Weise, wie verletzlich unsere Versorgung mit alltäglichen Genussmitteln geworden ist. Kaffee, das vermeintliche Selbstverständnis in der Frühstückstasse, ist längst zum Seismographen globaler Klimaverwerfungen geworden. Was früher saisonale Schwankung war, wird mehr und mehr zur strukturellen Krise.
Für Konsument:innen bedeutet das nicht nur steigende Preise, sondern auch die Notwendigkeit, Gewohnheiten zu hinterfragen. Wer heute nachhaltigen Kaffee konsumieren will, muss nicht nur auf Bio- und Fair-Trade-Siegel achten, sondern auch verstehen, dass ökologische Resilienz und Klimaschutz entlang der gesamten Lieferkette eine immer zentralere Rolle spielen.
Denn was derzeit im Kaffeegürtel geschieht, ist ein Vorbote: Der Klimawandel ist längst in den Genusszonen des globalen Nordens angekommen – er beginnt dort, wo unsere Lieblingsprodukte angebaut werden.
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